...und das stand in der Auto-Bild
25.03.03)
Jetzt will die Marke mit der Muschel noch eines drauflegen und offeriert mit dem nochmals teureren V-Power den ersten 100-Oktansprit für den Ottonormalbürger. Es soll das bereits seit 1999 etablierte Optimax ab 6. Mai sukzessiv an den Zapfsäulen ersetzen.
Bis zu zehn Prozent bessere Beschleunigung!
Shell wirbt bereits eifrig mit bis zu fünf Prozent mehr Drehmoment und bis zu zehn Prozent mehr Beschleunigungsvermögen. Um dieser kühnen Behauptung Glaubwürdigkeit zu verleihen wurde als besonderes Zugpferd Michael Schumacher vor den Werbekarren gespannt. Der Rennfahrer stolz: „Shell V- Power ist der beste Kraftstoff, den ich je gefahren habe." Doch die Journalisten, die sich zur Präsentation am Flughafen Tempelhof in Berlin eingefunden hatten, blieben skeptisch. Kein Wunder: Schließlich wurde als Referenzobjekt vor den Augen der Medienvertreter im Labor hastig eine 75-Oktan-Suppe zusammengebraut. Den hätte wahrscheinlich nicht einmal Gottlieb Daimler seiner Motorkutsche angetan. Zur Erinnerung: Selbst Normalbenzin hat 91 Oktan.
Testwagen war dann auch noch ein in dieser Hinsicht besonders empfindlicher Direkteinspritzer aus dem Alfa 156 JTS, mit dem der fünfmalige Weltmeister andächtig über den Flugplatz tuckerte.
Nur ein Werbecoup?
Bei soviel mutwilliger Inszenierung fragt man sich natürlich, ob das mit den besseren Verbrennungseigenschaften nicht nur ein Werbegag ist. Geteilter Meinung ist auch die Fachwelt. Während sich Kraftstoffexperte Jens Tischer von BMW eine gesteigerte Performance durchaus vorstellen kann, erwartet Dr. Bruno Schulwitz von der Gesellschaft für Mineralöl-Analytik und Qualitätsmanagement dies höchstens in einigen Sonderfällen: „Ein Leistungsplus oberhalb der Messtoleranzen dürft nur ein Motormanagement bringen, dessen Klopfregelung derart hohe Oktanzahlen berücksichtigt.“ Dies sei jedoch bislang nur bei wenigen Modellen der Fall. Auch das umworbene Additivpaket mit „Friction Reducer“, das die Reibung zwischen den bewegten Motorteilen vermindern soll, ist nach Auskunft des Experten eigentlich ein alter Hut. Ähnliche Zusätze seien seit einigen Jahren in fast jedem Markenbenzin enthalten. Wohl kaum aber in einer 75 Oktansuppe Marke Eigenbräu.
ah, 25.04.2003, Quelle: Autobild